Antworten auf Fragen der Infoveranstaltung vom 1. November
Interessierte fragen, wir antworten
An der Infoveranstaltung vom 1. November gab es viele Fragen an die Verantwortlichen von Solar Alpin Käserstatt. Wir haben sie zusammen mit den entsprechenden Antworten zum Nachlesen gesammelt.
Der «Solarrappen» ist zu wenig bei einem Strompreis, der für die gebundenen Kunden bei rund 30 Rappen liegt.
Der Strompreis für Endkunden setzt sich in Basel wie überall in der Schweiz einerseits aus Kosten für die Energie, den Netzkosten sowie staatlichen Abgaben zusammen.
Für die eigentliche Energie, den Strom, zahlen Kundinnen und Kunden in Basel aktuell rund 12 bis 13 Rappen/kWh. Das entspricht in etwa den sogenannten Gestehungskosten bei der geplanten Anlage auf Käserstatt.
In die Gestehungskosten einzurechnen sind insbesondere die Kapitalkosten der Investition, Abschreibungen, Betriebskosten, Rückbaurückstellungen und natürlich auch die Abgeltung, der in der Standortregion bleibt.
Total offeriert IWB über 30 Jahre ein Entgelt von rund 7 Mio. CHF. Die Bäuertgemeinde und die Gemeinde Hasliberg erhalten so zusammen ein jährliches Entgelt von rund 231 000 CHF (inkl. Steuern und Durchfahrtsrechten). Hinzu kommen die Möglichkeit auf Beteiligung an der Betreibergesellschaft und Partizipation an deren Erträgen sowie ein Recht auf Strombezug zur Absicherung gegen hohe Strompreise. Zudem entsteht lokale Wertschöpfung während Bau und Betrieb der Anlage.
Die Gestehungskosten ermöglichen keine hohe Rendite – wenn überhaupt. Das Engagement von IWB am Hasliberg ist als strategischer Beitrag zur Stärkung der schweizerischen Versorgungssicherheit zu sehen. Hierfür fallen der Gemeinde keine Kosten an, und sie kann über die angedachte finanzielle Entschädigung hinaus von der geplanten PV-Grossanlage profitieren.
«Woher kommt das Silizium?»
Welche Auswirkungen hat die Anlage aufs Mikroklima? Die Solaranlage wird sich doch stark aufheizen und den Schnee schmelzen?
Die Abwärme der Solarmodule hat keinen bisher bekannten Einfluss auf das Mikroklima bezogen auf eine verfrühte Schneeschmelze. Die Erfahrungen mit Freiflächenanlagen aus dem nahe gelegenen Ausland sowie mit aufgeständerten Dachflächen zeigen keine solchen Vorkommnisse. Die Annahmen gehen eher in die andere Richtung, also dass der Schnee länger liegen bleibt. Was sich bei Freiflächenanlagen im Ausland zeigt, ist, dass unter den Anlagen die Feuchtigkeit eher bestehen bleibt, was bei trockenen Alpsommern ein Vorteil sein könnte.
Von den 40 Mio. CHF Investitionskosten werden über die Subventionen 24 Mio. CHF von den Stromkonsumenten über die Netzabgaben übernommen. 16 Mio. CHF sollten doch in 10 Jahren amortisiert sein. Und für den Hasliberg gibt es nur einen Rappen?
Die Förderung ist in den Gestehungskosten eingerechnet. Das Engagement von IWB auf Käserstatt erfolgt primär aus Überlegungen der Versorgungssicherheit.
Woher stammt das Silizium/der Quarzsand?
Die gesamte Erde besteht zu etwa 15 Gewichtsprozent aus Silizium. Die Erdkruste besteht zu etwa 25,8 Gewichtsprozent aus Silizium; damit ist es das zweithäufigste chemische Element nach dem Sauerstoff.
Wie lange ist die Lebensdauer der Panels/Anlage?
Die Lebensdauer von Solarmodulen liegt bei durchschnittlich 30 bis 40 Jahren. Die älteste PV-Anlage in der Schweiz steht im Tessin, wurde in den 1980er-Jahren realisiert und ist heute noch in Betrieb. Eine weitere PV-Anlage, die seit den 1950er- Jahren in Betrieb ist, ist ein Satellit und ist ebenfalls noch in Betrieb.
«Wie rezykliert man eine Solaranlage?»
Wie sieht es mit der CO2-Bilanz der Panels und der benötigten Energie für deren Produktion aus?
Die Herstellung der Solarmodule erzeugt etwa 2/3 des durch den Bau der Anlage freigesetzten CO2. Pro erzeugte Kilowattstunde ist der CO2-Footprint rund 2/3 kleiner als im durchschnittlichen Schweizer Stromverbrauchsmix. Werden die Module bereits mit nachhaltiger Energie produziert, wie das bei europäischen Modulen der Fall ist, kann der CO2-Fussabdruck nochmals reduziert werden.
In ca. vier Jahren ist die Energie für den gesamten Bau der Anlage kompensiert.
Können wir die Panels dann zum Entsorgungshof Meiringen bringen?
Das wäre grundsätzlich möglich, dürfte angesichts der Anzahl aber kaum praktikabel sein. Diese Module dürften, wenn sie denn einmal ausgemustert werden, direkt an eine Recyclingfirma gehen. Die Module bestehen zur Hauptsache aus Glas und Aluminium und können zum grössten Teil in den Stoffkreislauf zurückgeführt werden.
Die Basler bauen hier eine Solaranlage. Die Gemeinde oder die Bäuertgemeinde könnte die Anlage doch selber realisieren. Bis Ende 2025 müssten doch lediglich 10 Prozent, also 4 Mio. CHF, investiert werden? Das ist doch bei 60 Prozent Subventionen nicht sehr viel. Wurde dies mit der Bäuert abgeklärt?
Gemeinde, Bäuert und Private werden sich an der Anlage beteiligen und selber mitinvestieren können. Nicht möglich ist eine etappenweise Investition, weil die Anlage gemäss Bundesbeschluss nur als Ganzes bewilligungsfähig ist.Es braucht also die Investitionssicherheit für den gesamten Betrag von gut 40 Mio. CHF. Unabhängig davon sind die Initialkosten bis Ende 2025 höher als diejenigen für die Fertigstellung der PV-Grossanlage in den Folgejahren.
Herrscht unter den Eingaben zum Solar-Express ein Konkurrenzverhalten?
Gefördert werden PV-Projekte, bis die Obergrenze von 2 TWh erreicht ist. Im Kanton Bern sind 55 Projekte in Planung, z.B. eines in der Nachbargemeinde Schattenhalb am Grindelgrat. Von der Übernahme von bis zu 60 Prozent der anrechenbaren Investitionskosten durch den Bund profitieren nur diejenigen Projekte, die den sehr engen Zeitrahmen einhalten. Mittel und Zeit sind beschränkt, Rahmenbedingungen, die alle möglichen Investoren zu raschem Handeln bringen.
«Was macht der Wind mit der Anlage?»
Es ist abenteuerlich, ausgehend von nur einer Testanlage in Davos die Ergebnisse in den ganzen Alpenraum zu übertragen. Wurden beispielsweise die Windbelastungen berücksichtigt?
Das Hauptproblem ist nicht der Wind, sondern der Gleitschnee. Wird dieses Problem statisch gelöst, ist automatisch auch genügend Sicherheit bei einem Föhnsturm gegeben. Bei den statischen Berechnungen der Solarmodultische am Hasliberg wurden die Wind- und Sogkräfte sowie der Schneedruck berücksichtigt.
Das Tourismusgebiet in Hasliberg ist wie eine Industriezone in einer anderen Gemeinde. Mit der Industriezone lässt sich viel Geld verdienen, eine Industriezone braucht aber auch viel Strom. Das ist nun sehr prüfenswert, wenn diese Stromversorgung mit Solarstrom erfolgt. Ob die Solaranlage nun schön oder nicht schön ist, da kann man geteilter Meinung sein. Wir sollten doch unabhängiger von Ölmultis im arabischen Raum werden.
Im Rahmen des Runden Tischs zu Solaranlagen im Berner Oberland wurden am zweiten Runden Tisch im östlichen Berner Oberland 12 PVA aufgeführt. In der «Vorprüfung» durch die kantonalen Fachstellen hat die PVA Käserstatt eindeutig am besten abgeschnitten.
Wie steht die Gemeinde zum Projekt?
Sofern die Landeigentümerin einverstanden ist, unterstützt die Gemeinde das Projekt. Sie betont, dass die Bevölkerung darüber abstimmen kann und soll.
Wie sieht das im Projekt aus und wie muss man sich das vorstellen? Wird die Anlage dann zukünftig auch vergrössert?
Nein. Eine zukünftige Vergrösserung der Anlage ist nicht Gegenstand der Planung und wäre unter dem aktuellen Bundesbeschluss auch nicht möglich.
«Wo hört die Heimat auf – am Brienzersee oder erst in Basel?»
Ist das nicht ein überhasteter und fahrlässiger Ausverkauf der Heimat, wenn man dem Projekt zum jetzigen Zeitpunkt zustimmt?
Die Termine werden durch den Solarexpress vorgegeben. Zur Erhaltung der Chance auf ein erfolgreiches Projekt müssen sich IWB und alle anderen Projektanten danach richten. Zum Ausverkauf der Heimat: Durch die Anlage werden wir gerade im Winter unabhängiger von Stromimporten aus dem Ausland.
Warum kann nicht die ganze Gemeinde schon jetzt als ZEV direkt von der Anlage profitieren?
Ein Zusammenschluss zum Eigenverbrauch (ZEV) kann bei Mehrfamilienhäusern und angrenzenden Grundstücken mit eigenen Leitungen erstellt werden. Eine gebietsübergreifende Erschliessung ist zum jetzigen Zeitpunkt rechtlich nicht möglich. Zukünftig kann voraussichtlich über lokale Elektrizitätsgemeinschaften (LEG) auf Gemeindeebene Strom über das bestehende Verteilnetz abgegeben werden.
Weshalb fallen die Kosten auf Käserstatt so hoch aus verglichen mit den in den Medien publizierten Zahlen zur Anlage auf der Alp Morgeten?
Die von Alp Morgeten veröffentlichten Zahlen können von IWB nicht nachvollzogen werden. Bei der Auslegung der vorhandenen Fläche auf Käserstatt wurden schützenswerte Flächen sowie archäologische Fundstätten und sowie andere Bereiche ausgeklammert. Zudem bestimmt die Geländeneigung die Reihenabstände und die Ausrichtung der Solartische. Auf flacherem Gelände müssen die Abstände zur Vermeidung von Abschattung grösser sein. Das führt zu unterschiedlichen Kosten pro Hektare.
«Solarstrom fällt genau dann an, wenn er am dringendsten gebraucht wird»
Wie gross ist der Beitrag der PVA Käserstatt zur Kompensation des Atomausstiegs?
Der Beitrag der PVA Käserstatt allein bewegt sich diesbezüglich im Promillebereich. Relevant ist bei dieser Anlage vor allem der Bezug zu den 2 TWh Solarstromproduktion gemäss Art. 71 EnG. Dies sind etwa zwei Drittel der Produktion des mittlerweile abgeschalteten KKW Mühleberg, wovon ein grosser Teil des Stroms exakt genau dann anfällt, wenn er am dringendsten gebraucht wird – tagsüber von Februar bis April, wenn es kalt ist und sich die Stauseen leeren. KKW produzieren dagegen mehr als die Hälfte ihres Stroms dann, wenn er nicht gebraucht wird – zur Niedertarifzeit. Zudem erfordern neue KKW einen Netzausbau im Umkreis von 150 bis 200 Kilometern. In der Schweiz gibt es keinen Punkt, der so weit von einer EU-Grenze entfernt liegt. Die bestehenden KKW können deshalb nicht einfach mit neueren grösseren ersetzt werden, weil dafür in der EU neue Stromleitungen geplant und gebaut werden müssten. Solange die Schweiz kein Stromabkommen mit der EU hat, herrscht hier Stillstand. Der Ausbau der alpinen PV-Anlagen verteilt sich jedoch auf den ganzen Schweizer Alpenraum und erfordert deshalb aufgrund der punktuell viel kleineren eingespeisten Strommengen keinen Netzausbau im Ausland.
Ist es nicht besser erst auf allen Dächern und Infrastrukturen PV-Anlagen zu bauen?
IWB baut auch mehr PV-Anlagen auf Dächern und Fassaden. Teil der Anstrengungen von IWB ist es auch, auf Lärmschutzwänden, an Strassenböschungen, über Parkplätzen und auf ehemaligen Deponien PV-Anlagen zu errichten. Alpine PV-Anlagen bieten den Vorteil, dass sie gerade auch im Winter viel Strom produzieren.